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Banff

Es gibt Brennereien die bei mir explosionsartig ein gutes Gefühl auslösen, bei denen ich noch nicht viel im Glas hatte, aber dafür nur richtig gutes Zeug. Leider werden viele der seltenen Flaschen nur noch zur Wertsteigerung gehalten, da könnte ich in die Luft gehen.

Die Anspielungen kommen nicht von ungefähr, denn die Brennerei ist tatsächlich das eine oder andere Mal in die Luft geflogen. Aber fangen wir etwas früher an. Die Ursprünge von Banff liegen in der „Mill of Banff“ samt Brennereibetrieb, diese Vorgänger-Brennerei soll bereits 1824 von James McKilligan gegründet worden sein. Anschließend ist sie im Laufe der Zeit zu James Simpson gekommen, dessen Sohn 1863 die Brennerei „Inverboyndie“ gründete. Die Mill of Banff wurde mit Eröffnung von Inverboyndie stillgelegt, der Brennereibetrieb eben an jenem neuen Standort konzentriert. Und dann begann das Unglück die Brennerei einzuholen…. denn im Jahr 1877 brannte Banff das erste mal aus.

Während des zweiten Weltkrieges wurde Banff durch den Angriff einer Ju88 stark beschädigt, einige Lagerhäuser brannten komplett aus. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Produktion aber schnell wieder aufgenommen.

Im Jahr 1959 lösten Lötarbeiten eine starke Explosion aus, auch hier wurden wieder große Teile von Banff zerstört. Trotz dieser massiven Einschnitte wurde die Brennerei immer wieder aufgebaut und man hielt an dem erzeugten Whisky fest - bis die Whiskykrise im Jahr 1983 seine Opfer forderte. Banff wurde geschlossen und ab 1985 abgerissen. Und wie sollte es anders sein, die Reste holte sich 1991 ein Feuer.

Die Innenaufnahmen stammen von 1980 und sind somit wenige Jahre vor der Schließung entstanden, wir sehen eine moderne und noch relativ neue Ausstattung. Das Titelbild oben ist von 1898 und stammt aus dem Diageo Archive.

© HES. Reproduced courtesy of J R Hume

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Banff 1975 - 2021, 46 Jahre, 48,6% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail (Private Collection). Ausbau: Amerikanisches Eichenholzfass (refill hogshead) Nr. 3623

Hintergrundbild Gordon & MacPhail

Nase: Er braucht einiges an Zeit, aber das habe ich bei dem Alter auch nicht anders erwartet. Der Banff öffnet sich nach und nach mit süßen Fruchtaromen, darunter Mango, Pfirsich und Aprikose, außerdem einiges Honig. Dahinter verbirgt sich anschließend milder Apfelwein, ein paar Sträucher und verschiedene Blüten, Pfeifentabak und zart würziger Holzrauch.

Gaumen: Deutlich trockener als der Whisky es in der Nase vermuten ließ, gleichzeitig behält er aber seine Süße bei. Der Banff erinnert an Sommeräpfel, Stachelbeeren, Mango und Birnen, kurz darauf wandelt er sich mit Seiber leicht trockenen Bitterkeit in Richtung Vanille-Fudge mit Pfeffer und Zigarrenrauch. Dazu ein einzelner Schoko-Malz-Keks.

Abgang: Sehr lang, das Alter kommt mit sehr eleganten Eichenholzaromen hervor, dabei wirkt der Banff aber überhaupt nicht bitter. Die Fruchtaromen werden von trockenem Tabakrauch und einer leicht herben Kräuternote verdrängt.

Fazit: Nach dieser Probe werde ich wohl direkt einen anderen Banff aus meinem Regal öffnen, diese Brennerei hat so schönen Stoff produziert. 91/100 Punkte (2022)


Archiv

Banff 1974 - 1996, 40% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail (Connoisseurs Choice, Old Map Label). Ausbau: keine Angabe

Hintergrundbild: thewhiskyvault.com

Nase: Einerseits etwas künstlich süß und andererseits ziemlich viel Natur. Fangen wir mal mit der süßen Komponente an. Ich finde Kiwi und Stachelbeeren, Fruchtgummi, Birnenkompott und Apfelwein. Daneben Heu, Stroh, frisch gefällte Eiche und feuchte Sägespäne in der Feuerschale. Im Hintergrund ganz minimal Pfeffer. Das Glas kurz absetzen um dann wieder dran zu riechen ist bei diesem Whisky grandios, diese Süße ist immer wieder präsent und ganz vorsichtig drängen sich die anderen Aromen in den Vordergrund.

Gaumen: Auch hier süß, dazu überraschend malzig und leicht bitter. Ich muss wieder an Stachelbeeren und Apfelwein denken, dazu Karamell und Pfeffer, Mandeln und grün/grasige Aromen, zum Ende hin Eiche pur. Leider deutlich weniger spektakulär als die Nase.

Abgang: Mittellang bis lang, mehr Würze. Eine Mischung aus Pfeffer, Fenchel und Senf neben milden Sommeräpfeln, Heu und Grapefruit. Eine deutliche Bitterkeit hält an.

Fazit: Beginnt stark und wird leider schwächer, etwas mehr Alkohol hätte diesem Banff bestimmt auch mehr Komplexität verliehen. Der Stil ist nicht ganz einfach, kann aber in geselliger Runde für viel Gesprächsstoff sorgen. 85/100 Punkte (2022)
Hintergrundbild: anonym


Banff 1976 - 2000, 23 Jahre, 55,4% alc. Abfüller: Hallmark of St. James. Ausbau: keine Angabe

Hintergrundbild: anonym

Nase: Gräser und Sträucher, frisch geschnittene Hecke, dazu verschiedene Blütenpollen. Vor so einem Geruch haben viele Allergiker erst mal Respekt, ich weiß wovon ich spreche. Immerhin tränen mir die Augen nicht, der Alkohol ist perfekt eingebunden. Wir bleiben in der Natur, ich finde feuchten Lehm, Moos und Nadelwald. Mit der Zeit kommen etwas Limette und Birne dazu, auch ein hauchzartes Vanillearoma. Entfernt ein bisschen Holzrauch. Insgesamt ziemlich unaufgeregt und harmonisch.

Gaumen: Viel weniger grasig, dafür kommen hier intensive Fruchtaromen auf. Äpfel, Orangen und Birnen, Aprikosen und sogar etwas harte Bergpfirsiche. Im Hintergrund eine Mischung aus Bienenwachs, Schwarztee und Eukalyptus, zudem finde ich wieder diesen ganz leichten Holzrauch und daneben Karamell.

Abgang: Lang und viel Eichenholz, nun auch nicht mehr Holzrauch sondern dezent Torf. Die Fruchtaromen sind wieder milder und gehen ähnlich der Nase eher in Richtung Limette und Zitrone, dafür kommen kräftige Kräuter/Gewürzaromen auf, darunter Pfefferminz, Salmiak und entfernt Melisse. Leder und Milchschokolade runden ab.

Fazit: Herrlich komplex. Die Nase startet ja noch relativ ruhig, aber vielschichtig - tja, danach wird es dann richtig spannend. Ein ganz großer Whisky. 90/100 Punkte (2022)

 
 
 
 
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