Lagavulin
Die Brennerei
Lagavulin ist heute eine Brennerei, früher waren es jedoch mehrere. Es begann 1816 mit der Lizenz zur legalen Herstellung von Whisky, aber bereits kurz darauf teilte sich das Gelände in zwei Brennereien: Ardmore und Lagavulin. 1837 wurden beide Brennereien unter dem Namen Lagavulin zusammengelegt, eine dritte Brennerei kam dann mit Malt Mill im Jahr 1908 auf das Gelände, welche als Kopie von Laphroaig gedacht war. Malt Mill lief dann bis 1962.
Zwischenzeitig hat Lagavulin im Jahr 1939 die an der Front kämpfenden Männer mit weiblichem Personal ersetzt, bevor die Brennerei dann 1941 vorübergehend stillgelegt werden musste.
Die ersten Jahren nach dem Krieg waren auch in Schottland schwer, dennoch wurde bei Lagavulin rasch investiert, zumindest in die inneren Werte (Technik und so...). 1948 bekam die Brennerei Elektrizität und 1963 wurde die Befeuerung der Stills umgestellt. Auf den beiden folgenden Bildern sieht man noch die Brennblasen mit direkter Befeuerung und die früheren Wash Backs. Alle Bilder stammen aus dem Diageo Archive.
Neue Beiträge
Bonnavoulin 2007 - 2020, 12 Jahre, 4th Edition, 52,6% alc. Villa Konthor. Ausbau: Nachreifung in einem Portweinfass
Nase: Elegant fruchtig und fleischig kommt dieser Whisky daher, der Rauch ist gar nicht mal so stark. Fleischig reife Aprikosen, etwas Pfirsich und ein paar reife Himbeeren, dazu grüner Tee mit Honig. Ein leichtes Holzfeuer im Kamin, ganz entfernt rieche ich das Meer.
Gaumen: Bestätigt quasi den bisherigen Eindruck. Der Alkohol ist wunde bar eingebunden. Grüner Tee, Aprikosen, Vanillekeks, Himbeeren, getrocknete Erdbeeren, etwas Meersalz und und angenehme Torfraucharomen.
Abgang: Lang, etwas intensiver als auf dem Gaumen, führt seine bisherige Linie aber fort. Im Abgang kommt nun zum ersten mal eine leicht prickelnde Säure von Portwein durch.
Fazit: Durchweg harmonisch, eigentlich ein perfekter Whisky. Für mich fehlt jedoch ein wenig Spannung. 86/100 Punkte (2024)
Archiv
Originalabfüllungen
Lagavulin 16 Jahre, 43% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer
Nase: Torf und Teer, angenehm trockener Rauch. Dahinter neben Zitrusfrüchten auch Maschinenöl und ein wenig Kautschuk. Die Süße nimmt zu, Orangenmarmelade neben Mandeln, Salzwasser und Zedernholz, auch ein wenig Leder lässt sich finden.
Gaumen: Kräftig rauchig, trocken und leicht salzig. Lakritz, Anis und Salmiak neben Teer und Räucherofen, verschiedene Kräuter, Blutorangen. Außerdem ganz leicht Kakao, wieder die Orangenmarmelade und eingelegte Oliven.
Abgang: Land und trocken, mineralisch und salzig.
Fazit: Lagavulin schafft es mittlerweile über Jahrzehnte die Qualität zu halten, auch wenn sich die Batches über die Jahre immer wieder minimal verändert haben. Sehr schön. 86/100 Punkte (2021).
Lagavulin 1991 - 2022, 30 Jahre, 44,3% alc. Abfüller: Originalabfüllung für Hong Kong Whisky Fellows, House Welly Whisky Bar, Christoph Kirsch, Wu Dram Clan. Ausbau: Oloroso Sherryfass Nr. 5403
Nase: Harmonische Raucharomen von Teer und Asche, die lange Reifezeit hat den Whisky gezügelt. Dazu tragen auch elegante Fruchtaromen bei, Datteln, getrocknete Aprikosen und Brombeermarmelade. Dahinter finde ich kubanische Zigarren sowie geröstete Nüsse. Auch Minzschokolade und einen Hauch von Thymian entdecke ich. Kerzenwachs rundet diesen Lagavulin ab.
Gaumen: Im Geschmack zieht der Rauch noch einmal stärker an. Phenol, Torf und viel Ruß. Dazu Tabak, Bienenwachs und Meersalz, Trockenfleisch. Anschließend kommen erst Minzschokolade und kurz darauf Walnüsse und Pfeffer auf. Zum Ende hin verhallt dieser leicht würzige Eindruck wieder, Eichenholz und dunkle Schokolade leiten den Abgang ein.
Abgang: Lang und würzig, dunkle Schokolade, Minze und ganz zart Salbei, etwas Bienenwachs und getrocknete Johannisbeeren neben Asche.
Fazit: Ein seltener Ausnahmewhisky der trotzt seiner 30 Jahre im Fass noch sehr viel Grundcharakter der Brennerei enthält, dazu kommt seine herrliche Eleganz. 91/100 Punkte (2022).
Unabhängige Abfüllungen
Classic of Islay (Islay, Schottland), 55,4 % alc. Cask: 998, bottled 2012. Abfüller: Jack Wiebers Whisky World (Lars Wieber)
Die Brennerei darf aus Lizenzgründen nicht genannt werden - allerdings ist dies mit hoher Wahrscheinlichkeit ein junger Lagavulin.
Nase: Kräftiger Torfrauch, mächtiges Kohlenfeuer, Schinkenspeck und eine Spur von Jod. Heftig und wirklich toll!
Gaumen: Rauchige Süße, alkoholisch, der Rauch füllt sofort den gesamten Mund.
Abgang: Laaaang und torfig, feurig. Die Jugend des Single Malt ist spürbar aber nicht störend. Asche bleibt zurück.
Fazit: Cooles junges Ding, ein kleines Torfmonster. Qualitativ hochwertig. 89/100 Punkten (2013)
Classic of Islay Red Wine Cask Matured, 20th Anniversary Celebration, 2021 abgefüllt. 55% alc. Abfüller: Jack Wiebers Whisky World. Ausbau: Rotweinfass Nr. 280
Nase: Süßer Torfrauch mit überreifen Früchten, darunter mürbe Aprikosen und matschige Weintrauben. Hier trifft etwas Jod auf Latakia-Tabak, Holzkohle und ein wenig Speck. Mit etwas Zeit im Glas weicht die Süße in den Hintergrund, der Rauch hingegen wird maritimer und bekommt einen leicht salzigen Charakter, auch finde ich nun etwas Schwarztee.
Gaumen: Erst stehen die süßen Fruchtaromen im Vordergrund, danach schiebt der Alkohol den Torfrauch an. Das wirkt nicht so ausgeglichen wie in der Nase, etwas alkoholisch und kantig. Die Frucht erinnert an eine Mischung aus kandierten Äpfeln, Birne, Trauben und Aprikosen, zudem finde ich etwas Karamell. Der Rauch scheint trocken und salzig mit einer leichten Schärfe von Chili und Ingwer.
Abgang: Mittellang bis lang und wieder ausgewogen zwischen Frucht und Rauch, zum Ende hin Tabak, Holzrauch und etwas Schokolade.
Fazit: Ein kraftvoller Islay-Whisky, wie wir es aus der Serie gewöhnt. Auch in jungen Jahren kann Lagavulin einiges bieten. 86/100 Punkte (2022)
Islay Flush 2002 - 2022, 20 Jahre, 53,1%. Abfüller: Earlskine. Ausbau: Sherryfass
Ein „Secret Islay“, obwohl die Brennerei „auf der Hand liegt“. Denn das Label zeigt eine Hand mit aufgereihten Karten, welche sich „A8A6“ lesen lassen. Der Buchstabe A nimmt den ersten Platz im Alphabet ein, ersetzt man den Buchstaben durch die Ziffer ergibt das nun die Zahl 1816, dem Gründungsjahr von Lagavulin.
Nase: Torf, Waffenöl und Teer drängen sich auf, ein intensiver Rauch. Dazu passen Grillkohle, verbranntes Fett, bunter Pfeffer und Meersalz. Im Hintergrund kommt erst eine sehr fruchtige Komponente hervor, darunter Honigmelone, anschließend wird der Whisky wieder etwas dreckiger, Sauerteig, nasses Schiffstau, verbranntes Eichenholz. Küchenkräuter runden den Eindruck ab, ich rieche gebratenen Thymian und Majoran.
Gaumen: Cremiger und sanfter Start, aromatisch baut sich der Whisky wie eine Welle auf. Torfrauch, Austern, gegrillte Jakobsmuscheln, Bacon. Dazu Thymian, Rosmarin, Fenchel und Lakritz, auch blitzen kurz einmal Rosinen und getrocknete Aprikosen durch. Weiterhin finde ich etwas Sojasauce und verbranntes Brot sowie einen Spritzer Grapefruit.
Abgang: Lang, wärmend und sehr rauchig. Der ganze Mundraum ist mit einer Mischung aus Torfrauch, geräuchertem Tofu und leicht bitterer Miso-Suppe belegt.
Fazit: Dreckig, schmutzig und sehr viel Torfrauch. 88/100 Punkte (2022)
Bonnavoulin 2012 - 2021, 9 Jahre, 3rd Edition, 49,3% alc. Abfüller: Villa Konthor. Ausbau: Sherryfass (Pedro-Ximenez Hogshead)
Der Name soll auf die Brennerei schließen, wir haben wir also einen jungen Laga…ähm…Bonnavoulin in Fassstärke.
Nase: Angenehm süßer Torfrauch, geräucherter Schinken, Teer, Speck und Vanille. Der Rauch wirkt ziemlich elegant, es braucht aber ein wenig Zeit um die Aromen dahinter zu entdecken. Ich finde Blutorangen, Sultaninen, Zedernholz und Zigarren, außerdem leicht erdige Aromen.
Gaumen: Vollmundig und rauchig, eine Mischung aus glühender Holzasche und süßen Fruchtaromen. Teer, Schinken, Tabakrauch, Rosinen, Pflaumenmus und Zitrusfrüchte, dann wird der Whisky etwas bitterer. Grapefruit und dunkle Schokolade mit Meersalz. Der Torfrauch dominiert klar, bindet die Süße aber gut ein.
Abgang: Mittellang und harmonisch, verlängert den Gaumen, am Ende ein zartes Pfefferaroma.
Fazit: Eine kleine gefällige Dampflock, klar rauchig, aber durch das Fass ordentlich gebändigt. Der Whisky wirkt reifer als sein Alter vermuten lässt. 88/100 Punkte (2021)