Lochside
Viele Whiskybrennereien wurden nur für das Destillieren gegründet, andere gingen aus früheren Getreidemühlen hervor. Diesen Beitrag widme ich nun Lochside, die aus einer ehemaligen Brauerei heraus entstand, genauer gesagt aus der Deuchars-Brewery in Montrose. Denn in den Räumlichkeiten befand sich bis 1957 die eben erwähnte Brauerei, 1959 machte Joseph Hobbs daraus die Lochside Distillery. Hobbs war zu diesem Zeitpunkt bereits Eigentümer der Ben Nevis Brennerei in Fort William. Neben einer Coffey-Still für Grain Whisky wurden insgesamt vier Pot Stills installiert, somit konnte mit dem „Sandy Macnab“ auch ein eigener Blend hergestellt werden, quasi ein Single Blended Scotch Whisky, da ja alle Bestandteile aus einer Brennerei kamen.
1973 wurde Lochside dann an das spanische Unternehmen „Destilerias y Crianzas“ verkauft, 1992 erfolgte die Stilllegung und zwei Jahre später kam Lochside dann in das Portfolio von Allied Domecq, die wiederum 2005 von Pernod Ricard aufgekauft wurden. Lochside sollte nicht mehr in Betrieb genommen werden, 2005 wurden die letzten Gebäude abgerissen. Die beiden folgenden Bilder zeigen noch einmal die frühere Ausstattung.
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Lochside 1981 - 2000, 18 Jahre, 46% alc. Abfüller: Murray McDavid. Ausbau: Refill Sherry Cask Nr. 9636
Nase: Mandarine an Aprikosen und ein Hauch von Rosen. Zudem finde ich Kiwi und Kokosmilch, sahniges Fudge und zarte Kräuteraromen. Ziemlich fruchtig mit nem ordentlichen Schuss Sahne. Zum Ende hin kommen ich ein paar Mandel auf.
Gaumen: Nussig, fruchtig, süß. Walnüsse, ungesalzene Erdnüsse, Orangenmarmelade, frische Aprikosen und Marzipan. Außerdem kandierte Äpfel und Dosenmandarinen. Auch hier wieder etwas Kokos und Kiwi.
Abgang: Mittellang bis lang, weiterhin fruchtig, nun aber durch sehr viel Malz ergänzt. Auch ein paar getrocknete Küchenkräuter und Kakaobutter kann ich finden.
Fazit: Herrlich angenehm, etwas mehr Alkohol und wir hätten hier einen monstermäßigen Spaßwhisky, aber auch so noch richtig gut. 87/100 Punkte (2023)
Lochside 1981 - 2021, 40 Jahre, 49,2% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail (Private Collection). Ausbau: Refill Sherry Hogshead Nr. 802
Nase: Kräuteraromen und eine cremige Süße. Tannennadeln treffen auf Thymian und Salbei, einiges an Pfefferminztee mit Honig. Dazu finde ich Aprikosenkompott und Pfirsich, Mango und mürbe Äpfel ergänzen. Im Hintergrund verweilen Rosinen, fruchtiger Pfeifentabak und gepflegtes Leder.
Gaumen: Anfangs süß und cremig, dann recht schnell ordentlich trocken und viel Eichenholz, aber der Reihe nach. Zuckeraprikosen treffen auf Mango, eingelegte Äpfel und Bananenmark. Anschließend beginnt die leicht mineralisch wirkende und auch salzige Trockenheit einzusetzen. Hier kommt wieder Pfefferminztee auf, aber auch Rosmarin und Kampfer, Lakritze rundet ab.
Abgang: Mittellang, unerwartet sanft und gefällig. Etwas Eichenholz und würziger Heidehonig.
Fazit: Megalecker und irgendwo zwischen Eleganz und ausreichend Tiefgang. 92/100 Punkte (2023)
Lochside 1991 - 2008, 17 Jahre, 43% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail (CC New Map Label). Ausbau: Bourbonfässer (refill barrels)
Nase: Etwas zurückhaltend. Der Lochside startet mit Zitrusfrüchten und ein wenig Kalk, vielleicht sogar Aspirin. Es folgen frisch geschnittenes Gras und Malz. Mit viel Zeit an der Luft kommen mehr Fruchtaromen auf, darunter Äpfel sowie unreife Birnen. Ganz entfernt rieche ich dünnen Pfefferminztee.
Gaumen: Der Whisky startet mit intensiven Zitrusfrüchten, darunter Limetten, Orangen und Grapefruit, gefolgt vom frisch geschnittenem Gras. Dazu kommt eine recht bittere Fracht an Eichenholz hinterher, bevor der Lochside dann würziger wird. Etwas Nadelholz und Latschenkiefer, Pfeffer und Walnussschalen.
Abgang: Kurz bis mittellang, der Pfefferminztee mit einer Scheibe Zitrone ist zurück, auch der Pfeffer weilt noch etwas länger.
Fazit: Ein angenehmer Lochside, wenn auch nicht herausragend. Aber wer überhaupt noch einmal die Möglichkeit bekommt, sollte ihn definitiv probieren. 82/100 Punkte (2022)