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North Port 

Bereits 1820 wurde die Brennerei unter dem Namen Townhead in Örtchen Brechin gegründet, drei Jahre später erfolgte die erste Umbenennung in "Brechin Distillery", aber auch dieser Name hielt nicht lange. Nachdem 1825 in direkter Nachbarschaft die Brennerei Glencadam gegründet wurde, wollte man eine Verwechslung über den Ortsnamen Brechin ausschließen, weshalb 1839 aus der Brechin Distillery nun North Port wurde. 

Im Jahr 1922 wurde North Port dann von der DCL (Distillers Company) gekauft und kurz darauf stillgelegt, erst 1937 folgte die Wiedereröffnung, jedoch wurde die Produktion auf Grund des zweiten Weltkrieges wieder bis 1948 ausgesetzt. Im Rahmen der Whiskykrise wurde North Port dann 1983 endgültig geschlossen und später abgerissen, heute steht auf dem Gelände ein Supermarkt. Eine kleine Mauer aus den Abrisssteinen mit einer Nachbildung der markanten Fenster und des Dachgiebels erinnern heute an die Brennerei, ebenso wie die Straße, welche den Namen "Distillery Road" trägt. Besucher*innen auf dem Weg zu Glencadam kommen meist unwissend an diesem Ort schottischer Whiskygeschichte vorbei. 

North Port bezog das zur Produktion notwendige Wasser über den River South Esk aus dem Loch Lee, aus welchem auch Glencadam heute noch sein Wasser bezieht. 


North Port 1970 - 1991, ca. 21 Jahre, 40% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail (Connoisseurs Choice, old map label). Ausbau: keine Angabe

Nase: Abgestandener Apfelsaft trifft auf zarten Holzrauch und getrocknete Aprikosen. Dazu kommen Moos, feuchte Wiese und ziemlich viele Pilze. Außerdem finde ich feuchten Keller und Druckerschwärze. Mit etwas Zeit werden die Fruchtaromen klarer und die Schwere im Glas legt sich. Ein Aroma von saftigen Birnen und Dosenmandarinen zeigt sich, dazu ganz milde Eiche.

Gaumen: Sehr viel Malz, bissig und trocken. Dazu Pfeffer, Champions und einiges an bitterem Eichenholz, die Fruchtaromen werden vom Holz vollkommen verdrängt. Gleichzeitig zeigt sich eine chemische Süße, Süßstoff, konzentriertes Karamell, gebrannte Mandeln.

Abgang: Mittellang, prickelnd, mit viel Eiche, etwas Pfeffer, getrockneten Aprikosen und einer zarten Spur Zimt.

Fazit: Den Whisky werden nicht viele mögen, ich hingegen stehe einfach auf diesen alten Stil. Trotz des geringen Alkohols ein bissiger und kräftiger Whisky mit viel Malz und Eiche. 85/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: The Whisky Exchange

North Port 1981 - 2006, 25 Jahre, 56,1% alc. Abfüller: The Whisky Fair. Ausbau: Sherryfass

Nase: Unheimlich süßer Antritt, sehr viel Frucht. Eine Mischung aus frischen Beeren und getrockneten Früchten. Erdbeeren, Brombeeren, Mirabellen, getrocknete Aprikosen, Datteln und Rosinen. Dahinter eine ganz zarte Mischung aus Torf und Holzrauch, kaum zu spüren. Es folgen Möbelpolitur, Kaffeeschokolade und leicht salzige Trockenaromen. Nach ein wenig Zeit kommen Apfelstrudel und Orangenmarmelade auf.

Gaumen: Orangenmarmelade und Pflaumenmus, neben der Süße sehr würzig. Espresso, dunkle Schokolade, Nougat. Außerdem Kokos-Kekse und Rosinen, aber auch etwas Schwefel. Der Geschmack wird dann deutlich bissiger, leicht rauchig und vor allem bitter. Eichenholz, Pfeffer und eine leichte Chili-Sauce kommen dazu. 


Abgang: Sehr lang und trocken, weiterhin richtig fruchtig und süß mit viel Würze. Auch hier kommt die Eiche zum Vorschein, allerdings deutlich weniger bitter als auf dem Gaumen.

Fazit: Wunderbar intensiver und komplexer North Port, der extrem viele Facetten bietet. Leider war die damalige Abfüllung nur auf 120 Flaschen begrenzt und es ist so gut wie unmöglich noch eine in Auktionen zu erwerben. 88/100 Punkte (2022)

 
 
 
 
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