Coleburn
Coleburn in Lognmorn gehört zu den Speyside-Brennereien die in den 1980er Jahren stillgelegt wurden und ist vielen Whiskfreunden überhaupt kein Begriff. Bereits zur Gründung 1897 war die Brennerei als Lieferant für Blends vorgesehen, bis zur Schließung 1985 blieb das auch so, zuletzt ging die Produktion fast komplett in die Johnnie Walker Blends. Heute sollen die Namensrechte dem unabhängigen Abfüller MurrayMcDavid gehören, der immer wieder die Gerüchte um eine Wiederinbetriebnahme streute und seinen Sitz in der ehemaligen Brennerei hat. Grundstück und Gebäude gehören jedoch den Brüdern Dale und Mark Winchester, die wiederum eine Teil der Büros und einige Lagerhäuser an MurrayMcDavid vermietet hat. Sie selbst planen ein Whisky Resort mit Hotel, Bistro und Restaurant, aber auch eine kleine Brennerei - jedoch deutlich kleiner und nicht im Original orientiert.
Als Architekt wurde der damals bekannte Charles Chree Doig gefunden, auf den Bildern sehen wir eine Bauzeichnung von ihm sowie eine im Dundee Courier veröffentliche Skizze (1896).
Die weiteren Fotos sind aus dem Jahr 2022 und stammen von Graham Fraser und werden von mir mit seiner Erlaubnis veröffentlicht.
Tastingnotes
Coleburn 1979 - 2000, 21 Jahre, 59,4%. Rare Malts Selection.
Nase: Sehr speziell, eigenwillig und mineralisch. Apfelmost und etwas Flieder, dahinter verschiedene Gewürze und gärender Hefeteig, außerdem finde ich Weintrauben, etwas säuerliche Ananas, Kreide und eine zarte Torfnote.
Gaumen: Süß und trocken, leicht herb. Auch hier erst einmal Apfelmost, dazu aber auch Limetten, Erde und etwas Salz, Torf und Heidekraut. Anschließend entwickelt der Coleburn eine recht würzige Bitterkeit die vom Eichenholz angetrieben wird.
Abgang: Lang und wärmend, erinnert an trockenen Champagner, zumindest hinterlässt er ein prickelndes Gefühl im Mund. Etwas Honigsüße, einiges an Pfeffer, ein Hauch Tabak und Menthol.
Fazit: Blind hätte ich diesen Whisky eher in Inverness und weniger in der Speyside verortet, der Stil ist eigenwillig aber spannend. 86/100 Punkte (2024).
Coleburn 1983 - 2000, 16 Jahre, 57,3% alc. Abfüller: Signatory Vintage (Silent Stills) Ausbau: Fass Nr. 798
Nase: Eine Mischung aus frischem Obst und Holzleim, der Coleburn braucht ein wenig Zeit an der Luft. Dann finde ich Birnenkompott, Kiwi, Ananas und Vanillesauce, zudem eine leicht ausgetrocknete Sommerwiese. Im Hintergrund kommen zwei Komponenten auf, einerseits angeflammtes Eichenholz, alte Zeitungen und Bibliothek, andererseits Gemüse wie Fenchel und grüne Paprika. Hat man sich an die Aromen gewöhnt wird der Coleburn auf einmal wieder deutlich süßer, eine starke Portion Honig macht sich breit.
Gaumen: Sehr süß und auch sehr speziell. Honig, Zuckerrüben, Stachelbeeren, frische Sommeräpfel und knackige Birnen, etwas Grapefruit, viel Eichenholz und eine kräftige Gewürzmischung mit Muskat, Ingwer und Pfeffer. Außerdem finde ich hier auch wieder Fenchel, zudem alte Pfefferminztee und Kinderlakritz.
Abgang: Eher lang und orientiert sich an den bisherigen Aromen. Die Gewürze ziehen sich in die Länge, der Pfeffer wird schärfer und verweilt wärmend.
Fazit: Komplex und spannend, aber alles andere als massentauglich. Die Mischung aus starker Süße und ordentlicher Würze ist nicht wirklich ausgeglichen, dafür aber ziemlich unterhaltsam. 84/100 Punkte (2022).