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Wilson & Morgan - Der unabhängige Abfüller aus Italien

Fabio Rossi begann 1992 mit seinen ersten Schritte im Whiskygeschäft, anfangs füllte er Fässer von Cadenhead's aus Campbeltown unter eigenem Namen und Label für den italienischen Markt ab. Nach den ersten Erfolge baute das Unternehmen seinen eigenen Fassbestand deutlich aus, neben Italien sind die "Wilson& Morgan" heute auch in vielen weiteren Ländern zu finden.
In Deutschland haben die Abfüllserien eine kleine Fangemeinde, die früheren Islay-Abfüllungen sind in Auktionen stark begehrt. Zeit sich also mal den Produkten hinzugeben.


Ardmore 2010 - 2021, 10 Jahre, 60,3% alc. Abfüller: Wilson & Morgan (Barrel Selection Cask Strength). Ausbau: Nachreifung in einem Ex-Islay-Fass, Fassnummer 803507

Hintergrundbild Wilson & Morgan

Nase: Dreckiger Rauch, Geruch von Metall und altem Backstein, erinnert an ein altes Industriegebäude oder einen Lokschuppen. Der Geruch ist wirklich intensiv und aufdringlich, es braucht ein wenig Zeit um tiefer einzusteigen. Dann finde ich zarte Apfelaromen, etwas Grapefruit und süße Vanille. Es hält sich eine angenehme Süße, der Rauch übernimmt aber zeitweise immer wieder die Oberhand, Asche fliegt durch die Luft.

Gaumen: Intensiv, startet fruchtig und süß, wird schnell trockener und bekommt eine ordentliche Gewürzkomponente. Reife Aprikosen, Birne und kalt/süßer Torfrauch, ein paar Dosenmandarinen. Dazu gesalzener Haferbrei, etwas Jod und Miesmuscheln. Anschließend Karamell und Zuckersirup, die Gewürze beginnen in sich zu entfalten. Schwarzer Pfeffer trifft auf eine Messerspitze Ingwerpulver und Chili.

Abgang: Sehr lang, wärmend und rauchig. Eine angenehme Schärfe verweilt länger, der Rauch erkaltet und belegt die Zunge.

Fazit: Ein rauchiger Ardmore der locker mit vielen Islay-Malts mithalten kann, intensives und starkes Zeug. Das Wechselspiel zwischen Nase und Gaumen, zwischen Kohleofen und leicht maritimen Touch ist super gelungen.
85/100 Punkte (2022)

Benrinnes 2011 - 2021, 46% alc. Abfüller: Wilson & Morgan. Ausbau: Ein Jahr Nachreifung in Sherryfässern (Pedro Ximenez), Fassnummern: 306529+31+33+35+44

Hintergrundbild deinwhisky.de

Nase: Fruchtig und elegant. Mandarinen treffen auf edle Hölzer, Walnüsse und Mandeln. Ich rieche Eichenholz, Blütenpollen und Mirabellen, dezent ein wenig Milchkaffee mit einer Spur Gewürznelken. Im Hintergrund Melone und Pfirsiche, begleitet von Schießpulver.

Gaumen: Vollmundig, kräftig und würzig, wirkt auch ölig. Himbeeren und rote Johannisbeeren, weiße Schokolade, Marzipan und viel Tabak. Ich finde Miso, Orangenmarmelade und dann folgen die Gewürze mit etwas Piment, Zimt und Kardamom, anschließend Pfeffer und Muskat.

Abgang: Mittellang, weniger intensiv als auf dem Gaumen, nimmt die Aromen aber gut mit und klingt ziemlich rund ab.

Fazit: Für sein Alter wirklich komplex, hat mich vollends überzeugt. 86/100 Punkte (2022).


Linkwood 2008 - 2020, 12 Jahre, 58% alc. Abfüller: Wilson & Morgan (Barrel Selection). Ausbau: Nachreifung in den Pedro-Ximinez-Sherryfässern Nr. 308656+46

Hintergrundbild Wilson & Morgan

Nase: Würzig und fruchtig zugleich, zudem eine leichte Kräuternote mit einem Hauch Schärfe. Ich finde Apfelschale und Kunststoff, zarten Holzrauch, Schattenmorellen und Malz. Daneben Salmiak und leichte Lakritz, etwas gebratener Fenchel und Stachelbeeren. So langsam schleichen sich Kardamom und Zimt in die Nase, dazu Gerbstoffe und Eichenholz. Weiterhin bleibt im Hintergrund eine leichte Schärfe bestehen, erinnert an weißen Pfeffer.

Gaumen: Sehr kräftig, intensiv und etwas unausgeglichen. Zwar fruchtig, aber auch sehr würzig und eine ordentliche Schärfe. Viel Eichenholz, viel Pfeffer, einiges an Ingwer und auch etwas Holzrauch. Ich finde Grapefruit, Harz und Chili-Schokolade, auch Johannisbeeren sind dabei. Eine fruchtige Pfeffersauce assoziiere ich vielleicht noch mit dem Whisky.

Abgang: Sehr lang, trocken und leicht süßlich/bitter. Eiche rustikal, Stachelbeeren und Fenchel, etwas Chicorée.

Fazit: Schwieriger Linkwood….kräftig intensiv, aber auch unausgewogen. In der Nase habe ich schon geahnt, dass er etwas schwerfälliger sein wird, am Ende bleiben ein paar Fragezeichen. 80/100 Punkte (2022).

Dailuaine 1997 - 2020, 23 Jahre, 55,4% alc. Abfüller: Wilson& Morgan. Ausbau: 6 Jahre Nachreifung in Oloroso-Sherryfässern (Fassnummern 15584 und 85)

Hintergrundbild Wilson & Morgan

Nase: Im ersten Eindruck ausgewogen zwischen Süße und schärferen Gewürzen. Aprikosengelee, Orangenmarmelade mit Zimt, Birnenkompott. Mit der Zeit wird der Whisky ruhiger und wirkt fast schon sanft. Etwas Plundergebäck mit Puderzucker und ganz zarter Vanillenote, außerdem verdünnter Pfirsicheistee. Im Hintergrund erinnert etwas an leicht angebrannte Küchenkräuter und Ingwer.

Gaumen: Fruchtig süß, intensiv, Eichenholz und Gewürze. Er beginnt mit reifen Pfirsichen und getrockneten Aprikosen, dazu kommt Gebäck mit roten Johannisbeeren. Ich finde zudem Zuckerrüben und reife Pflaumen, einige gebrannte Mandeln und etwas verbrannten Pizzateig, auch hier wieder mit einer leichten Kräuternote. Eine angenehme Bitterkeit füllt den Mundraum, dazu kommen trockene Eiche und milder Pfeffer.

Abgang: Lang und trocken, weniger süß und mehr Eichenholz. Getrocknete Früchte, kubanischer Tabak und Süßholz.

Fazit: Durch seinen Eichenholzeinschlag und die bittere Komponente für manch einen Neuling in der Whiskywelt bestimmt überraschend. Euch sei versichert, so müssen länger gereifte Single Malts sein! Ein gelungener Dailuaine mit schöner Tiefe und viel Fass. 88/100 Punkte (2022)


Glenburgie 1995 - 2020. 25 Jahre, 51,4% alc. Abfüller: Wilson & Morgan. Ausbau: „Refill Cask“ Nr. 6283

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Nase: Elegant fruchtig. Cremiger Honig, getrocknete Apfelringe, Blütenpollen und Bienenwachs. Ich finde eine angenehme Komposition aus tropischen Früchten, Malz und leichter Karamellsauce. Etwas Marzipan und ein Hauch von Milchschokolade kommen auf. Mit etwas Zeit nimmt die Frucht wieder zu, ich muss an einen Apfelkuchen und Kiwi denken, daneben finde ich etwas Wachs und Kreide, vielleicht auch grünen Tee.

Gaumen. Sehr fruchtig, viel Mango und Apfel, dazu Banane und Ananas. Auch hier finde ich wieder Karamell und Milchschokolade, zudem Aprikosenmarmelade, Schwarztee und Eichenholz. Der Glenburgie entwickelt einen zarten Anklang von Pfeffer sowie einen winzigen Hauch Muskat, zum Ende hin kommt der Honig wieder.

Abgang: Lang, fruchtig und süß, leicht trocken. Einiges an Ahornsirup und Marzipan, etwas getrocknete Aprikose und Vanille.

Fazit: Elegant und wunderschön. Wir brauchen wieder mehr älteren Whisky ohne farbliche Fassspielerei. 88/100 Punkte (2022)


Caol Ila 1995 - 2021, 25 Jahre, 59,5% alc. Abfüller: Wilson & Morgan. Ausbau: Sherryfass (25 Jahre Vollreifung)

Hintergrundbild Wilson & Morgan

Nase: Kohlerauch und leicht medizinische Aromen wie Jod und Desinfektionsmittel, im ersten Eindruck noch recht brachial. Dieser Caol Ila braucht ein wenig Zeit um sich von seinen feineren Seiten zu zeigen. Hinter dem Rauch kommen dann Heidelbeermarmelade, Bacon und süßlich aromatisierter Pfeifentabak. Der Rauch ist immer präsent, jetzt aber mehr als kalte Asche und dazu rieche ich ein leichtes Bananenaroma. Im Hintergrund ein Hauch Grapefruit und Zitronenabrieb.

Gaumen: Intensiv, rauchig, vollmundig. Viel Asche, etwas Teer und Leder. Auch hier wieder einiges an Pfeifentabak, dazu Räucherofen und entfernt geräucherter Schinken. Die Süße ist weniger kräftig als in der Nase, leicht bittere Früchte ergänzen den Rauch. Eine Gewürzkomponente mit Pfeffer, Jalapenos und einer Portion Ingwer rundet den Geschmack ab.

Abgang: Sehr lang, sehr trocken. Asche, Ruß und verkohltes Holz. Ein paar getrocknete Himbeeren neben geräucherten Limetten.

Fazit: Schon der hohe Alkoholgehalt zeigt hier ein etwas weniger aktives Fass, dieser 25-Jährige Caol Ila kommt somit deutlich rauchiger daher als gleichaltrige Genossen. Viel kalte Asche und trockener Torfrauch - perfekt für Islay-Liebhaber. 87/100 Punkte (2022)




 
 
 
 
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